Mercedes-Benz 300 SE lang, W112, Baujahr 1964

Der Flosskönig. Ja. Wie kommt man auf so ein Auto?

Typischerweise entwickeln autoaffine Menschen sich zu Oldtimerbesitzern, weil sie irgendwann den Entschluss fassen, sich ein Auto zuzulegen welches schon der Vater/Großvater/Onkel vor vielen Jahren besaß, und das auf irgendeine Art besonderen Eindruck hinterließ. So war es im Grunde auch bei mir. Dass mein Großvater in den frühen 1960er Jahren einen granitgrauen Opel Kapitän PL 2,6 aus dem Schaufenster heraus kaufte, war eine gern und oft erzählte, wahre  Legende im Familienkreis. Mir gefällt dieses imposante Opel-Modell tatsächlich recht gut, aber dennoch landete ich bei Mercedes. Warum? Dummerweise wurde der noble Opel auf einer Geschäftsreise in der Schweiz auf nie ganz geklärte Weise von meinem Vater oder einem seiner beiden begleitenden Brüder, auch damit rückte keiner so richtig heraus, geschrottet. Und zwar so nachhaltig, dass  der Wagen gleich dort blieb und die drei Brüder samt eines Kartons mit Habseligkeiten vom Bahnhof abgeholt werden mussten. Diese Story war noch viel legendärer bei uns...

Somit war ich opeltechnisch Opfer der Ungnade meiner späten Geburt, und der Käpt´n konnte mich nicht mehr live beeindrucken. Sondern sein Nachfolger, ein himmelblauer Mercedes-Benz 200D, Baujahr 1968. Also ein Heckflossen-Benz der Baureihe W110. Zwar fand ich dessen Nachfolger, einen ebenfalls himmelblauen 1974er Ford Consul Turnier L mit 2,3 Liter-V6-Motor noch viel beeindruckender, aber im Benz saß ich halt vorher. Besonders  die Diesel-Gedenkminute, die man zum Vorglühen des Motors einzulegen hatte bis die Drahtwendel im nach Salzstreuer aussehenden Gehäuse anfing rot zu glimmen, ist mir bis heute aus der Rückbankperspektive im Gedächtnis.

 

 

 

An Allem schuld:

eine horizontblaue

200er Dieselflosse ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(mit freundlicher Genehmigung von Mercedes-Fans.de / Foto: Mathias Ebeling)

 

 

 

...mit  den markanten Heckflossen, welche von Daimler-Benz selbst allerdings  "Peilstege" genannt wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                  (mit freundlicher Genehmigung von Mercedes-Fans.de / Foto: Mathias Ebeling)

 

Es muss Anfang der 1980er gewesen sein als ich anfing, mich für ältere Autos an sich zu interessieren. Insbesondere Wagen mit ausgefallenen Designelementen, wie den BMW 3.0 CS/CSi-Coupés, oder den SL-Mercedes mit ihrem nach innen gewölbten Dächern, großen Opels mit klangvollen Bezeichnungen oder eben Wagen mit Heckflossen, insbesondere von Mercedes schaute ich gern nach. Damals waren das alles ja noch keine Oldtimer, sondern durchaus häufig anzutreffende Gebrauchtwagen. Allen gemein war ihr Design-Ursprung in den 1960er Jahren, was mir da aber noch nicht so klar war.

Und so gärte es eine Weile in mir, zunächst wurde der Wunsch nach Motorisierung noch mit einem Mofa, einer kupferfarbenen '79er Puch Maxi N, befriedigt. Aber je näher das Thema Führerschein rückte, desto konkreter wurden die Bilder vom eigenen Auto. Und dann passierte es. Bislang als Lektüre komplett unbeachtet, sprang mir im August 1986, also in dem Monat in welchem ich meinen langersehnten Führerschein in Empfang nehmen durfte, die neueste Ausgabe der Zeitschrift "Markt" ins Auge:

 

 

Mittendrauf prangt als Titelstory-Motiv

die "kleine Heckflosse" der Baureihe W110.

Das Auto meiner frühesten Kindheitserinnerungen.

Pünktlich zum Führerschein. Ein Wink des Schicksals!

 

Damit war es nun klar: ein W110 soll es sein, in Schwarz, mit Schiebedach. Diesel oder Benziner, egal.

Wie meine Auto-Biographie aufzeigt kam es aber natürlich ganz anders. Ein Schüler braucht kein eigenes Auto! Und wenn, dann etwas "vernünftiges" und nicht so eine alte Kiste die dauernd kaputt ist oder ohne Ende Sprit schluckt! Ja, der eine oder andere Leser wird diese Argumentationskette kennen, die mir bindend von den Erziehungsberechtigten umgehängt wurde.

Was soll man machen... außer sich auf den großen Tag der Wunscherfüllung aus eigenen Mitteln bestmöglich vorzubereiten. Sparen ist dabei das eine, Information das andere. Ab sofort (und bis heute) kaufte ich monatlich diese Fachzeitung, denn ihr sehr umfangreicher Anzeigenteil erlaubte stets, sich einen Eindruck vom Angebot und marktüblicher Bepreisung des gewünschten Mobils zu verschaffen. Und man fand darin Hinweise auf erhältliche Fachliteratur. Als im Frühjahr 1987 dann das Erscheinen des ersten Mercedes-Heckflossen-Buches, nämlich die "Schrader Motor-Chronik" angekündigt wurde, ließ ich es mir direkt zum Geburtstag schenken. Später kam noch das "Große Heckflossen-Buch" aus dem Heel-Verlag hinzu, und so wuchs das Detailwissen um die verschiedenen Typen der Baureihen W110, W111 und W112.

Und allmählich wandelte sich das Bild vom Traumauto. Denn inzwischen war klar, dass ich mir so ein nobles Auto nur in reparaturbedürftigem Zustand leisten können würde, was die Anschaffung angeht. Und dann würde ich es nach und nach, passend zur Finanzlage, immer weiter verbessern. So der Plan.

 

Doch dabei kam zwangsläufig auch die Frage auf: wenn Du also einen kaputten Wagen kaufst und reparierst, warum steckst Du die Kohle dann nicht in ein Modell, das bei annähernd gleichem Aufwand am Ende viel mehr hermacht? Warum dann nicht eher einen W111, also eine S-Flosse mit Sechszylinder und feiner Ausstattung und vieel mehr Chrom kaufen?

Ja, Teufelchen, so sei es!

 

 

Macht schon Eindruck, so eine Heckflosse der W111-Baureihe. Der Fahrgastraum ist zwar identisch groß wie bei den kleineren W110-Geschwistern, aber Front und Heck sind prestigemäßig eine ganz andere Hausnummer.

 

Und 220S oder gar 220SE, das klingt doch auch gleich viel eleganter als 200, 230 oder 200D.

(Die beiden nachstehend gezeigten Schwarzweißbilder sind urheberrechtlich geschützte Pressefotos der Daimler AG. Sie wurden mir 2004 anlässlich meiner Recherchen im Konzernarchiv Stuttgart von Herrn D. Landenberger, unter der Bedingung einer Markierung, freundlicherweise für meine Homepage  zur Verfügung gestellt.)

Aber das Teufelchen auf meiner Schulter hatte noch nicht genug.

Es argumentierte nun: na o.k., wenn es also auch ein W111 sein darf, weil der Sprung vom W110 nicht soo riesig ist - warum darf's dann nicht auch ein W112, also der 300SE, das Topmodell, sein? Sieht doch praktisch genauso aus wie der W111, hat nur ein paar mehr Zierleisten, und andere Technik. Ob man nun den einen oder den anderen Motor überholt, oder die Stahl- oder die Luftfederung... das kann doch auch den Kohl nicht mehr fett machen. Oder?

Tjoh....hm... klingt plausibel... Also gut:

                                                                                                                                        

                                                                 Ein W112! Lang! Wenn schon - denn schon!

 

Der 300SE sieht tatsächlich auf den ersten Blick den W111-Flossentypen verdammt ähnlich, sprach aber mit seinen inneren -und somit den preislistigen - Werten eine ganz andere Kundschaft an, wie schon die Prospektgestaltung unmissverständlich klarmacht. Er kostete neu mehr als das Doppelte eines W111!

Wäre der Terminus "Flosse" nicht umgangssprachlich sondern werksseitig kreiert worden, hätte er hier vermutlich "Phlosse" gelautet.

Der 300er trägt gewissermaßen seinen Pelz nach Innen. Was ihm aber von besagter, statusbewussten Klientel auch nachteilig ausgelegt wurde, und sich nicht zuletzt deshalb auch in eher ernüchternd geringen Produktionszahlen niederschlug.

Hier zeigt sich, dass mein Selbststudium der Flossenmaterie wohl doch noch nicht so wirklich hinreichend gewesen sein kann. Zum Glück! Manchmal ist es ganz gut, nicht so wirklich zu wissen worauf man sich einlässt.

Den inzwischen legendären wie weisen Ausspruch "Alles, was beim Zwozwanziger zwo Zwanziger kostet, kostet beim Dreihunderter drei Hunderter!" tat Altbenz-Experte G. Lehmann erst viele Jahre später, und da konnte ich das aus eigener, leidvoller Erfahrung nur noch unterschreiben.

 

 

Die Größe ist nicht so wichtig?

 

Nun ja...

 

 

...zumindest die eine oder andere mitreisende Person wird die Vorzüge des Längeren sicher durchaus zu genießen wissen...

Aber der Reihe nach. Ein "300 SE lang", also das Flossen-Topmodell mit dem Krönchen des um 10cm verlängerten Fond-Passagierabteiles, war schon zu Zeiten seiner Entstehung ein Exot. Während die W110- und W111 -Modelle hunderttausendfach vom Band rollten, entstanden vom 300SE W112 nicht gerade üppige 5.202 Exemplare.

Hinzu kamen nochmal homöopathische 1.546 in Handarbeit gefertigte "300 SE lang".

Das Angebot war somit in den '80er/'90er Jahren schon wirklich sehr überschaubar, unabhängig vom Zustand. Wenn letzterer auch noch studentenbudgetmäßig eingegrenzt ist, wird´s wirklich eng. Umso elektrisierter war ich, sobald ein langer 300er zum schmaleren Kurs angeboten wurde, also ca. 2 Mal im Jahr.

Im Sommer 1993 war es mal wieder soweit. Ich verbrachte mit meiner Freundin einen Campingurlaub in Hörnum auf Sylt. Vom Kiosk holte ich mir obligatorisch die neueste Ausgabe der "Markt" und schlug wie immer zuerst die Seiten mit den inserierten Merceden auf.

Und da stand er. Auf dem verpixelten Schwarzweißbild war ein müde dreinblickender, schwarzer Langer zu erahnen, in dürren Worten quasi als lohnendes Restaurationsobjekt mit guter Substanz beschrieben und für 8.800 Mark angeboten.

Eigentlich war es nur diese Zahl, die mich so in Aufregung versetzte. Dass es ein mehr oder weniger kaputtes Auto werden würde, war ja von Anfang an klar und Ziel. Aber hier stand nun eines auch mal im richtigen Preiskorridor - leider ohne Notausgang...

Nach einer unruhigen Nacht stapfte ich mit reichlich Kleingeld bewaffnet zur Telefonzelle und rief den Anbieter an. Leider hatte er mir nichts zu erzählen, weder ab- noch unabsichtlich, was den Wagen für mich hätte uninteressant machen können. Wie auch, wenn man abgesehen von der reinen Existenz eh keine großen Erwartungen an den Zustand hegt.

Dass sich Angaben wie "keine Durchrostung" vor Ort als glatte Lügen erweisen würden - geschenkt.

OK, zugegeben: die Aussage, dass die Einspritzpumpe defekt und somit der Motor, geschweige denn der Wagen an sich zu irgendeiner Art Funktionsprüfung herangezogen hätte werden können, ja, das hätte mich schon irgendwie abschrecken dürfen, nein, müssen. Aber auch hier unterdrückten einerseits die gepflegte Unkenntnis der 300er-Materie, und andererseits das schon pathologische "Habenwollen-Syndrom" jegliche Vernunft. 

Hey, er hat schließlich Schiebedach!

Es kostete einiges an mentaler Kraft, den Urlaub noch bis zum Schluss und entspannt zu genießen, so sehr sehnte ich den vereinbarten Besichtigungs-termin im direkten Anschluss herbei.

Einige Tage später also stand ich vor dem Objekt meiner Träume. Natürlich war alles viel Schlimmer als erwartet. Ursprünglich dunkelbordeauxrot, lag ein schwarz gerollter, luftlos auf dem Bauch aufsitzender Langer vor mir, der eher an einen gestrandeten Wal denn an einen stolzen Oberstklassebenz erinnerte. Zwar soweit komplett, aber mit verschlissenen und verschossenen Velourspolstern, abblätternden Holzverkleidungen und völlig blindem, verbeultem Chrom rundum. Hintere Radläufe und Mulden durchgerostet. Den Unterboden konnte ich situationsbedingt erst gar nicht inspizieren, da passte keine Hand dazwischen. Das Schlimmste aber war, dass ich den Kardinalfehler beging, alleine zu dieser Besichtigung zu fahren. Eigentlich soll man ja immer einen Fachmann mitnehmen, oder wenigstens einen Hobbykollegen, der objektiver an die Sache herangeht, und argumentativ vor unüberlegten Dummheiten schützt.

 

Hier indes war der programmierte Reinfall so offensichtlich, dass sogar meine stets wohlwollende Omma Argumente  zur Kaufverhinderung gefunden -und geäußert- hätte, wäre sie dabei gewesen.

War sie aber nicht. Ich stand da ganz allein...

 

Wiederum wenige Tage später war ich also mit einem angeheuerten 7,5-Tonnen-Abschleppwagen samt oldtimeraffinem  Eigentümer erneut unterwegs, um den Walkadaver abzuholen. Da waren schonmal die nächsten 300 Mark weg, denn das dauerte in Summe etwa sechs oder sieben Stunden.

 

Ein mitgebrachter Heimkompressor füllte Luftfederung sowie Reifen, und half der Chaise auf die Beine. Damit  war genug Bodenfreiheit gewonnen, um sie anschließend mit der Winde auf die Ladefläche den Abschleppers zerren zu können und gen Heimat zu karriolen. Stolz wie Bolle, natürlich!

 

Kurz vor Mitternacht kamen wir endlich zuhause an und ließen sie vom Laster auf den elterlichen Hof rollen, wo sie sich sogleich wieder, wohl von der langen Reise erschöpft, schnaufend niederließ.

Da stand sie nun auf dem Hof, eine abgetakelte Immobilie für doch vergleichsweise viel Geld. Für mehr, als der quasi vollrestaurierte Ford 15M Turnier erlöste. Ein guter Tausch? Meine Eltern nahmen es kopfschüttelnd aber doch irgendwie mit Fassung zur Kenntnis. Ich habe sie allerdings vorsichtshalber auch erst gar nicht zu konkreten Meinungsäußerungen aufgefordert. Sie schwiegen wohl auch deshalb, weil sie am Beispiel des Ford schon miterleben konnten, dass ich aus einem verlotterten Wrack tatsächlich wieder ein schmuckes Auto hingefummelt bekommen kann. Nun ja, schaun wir mal...

Als erstes musste das Flossenschiff wieder flott gemacht werden. Ein altes Auto das nicht fährt, ist vom Handling her schon lästig genug. Ein altes Auto das nicht fährt und Luftfederung hat, ist ein echtes Ärgernis. Weil es sich nach mehr oder weniger überschaubarer Zeit leise seufzend auf den Bauch legt, und dadurch komplett unrangierbar ist. Der mobile Heimkompressor wurde so quasi zum ständigen Begleiter.

Also, dann wollen wir mal loslegen mit dem Kohleverpulvern. Zunächst wurden 600 Mark an eingangs erwähnten G. Lehmann überwiesen, damit er mir im Gegenzug eine gebrauchte Einspritzpumpe zuschickt. Dieses Wunder der Feinmechanik einzubauen traute ich mir jedoch nicht zu. Nach erheblichen Recherchen ist es mir gelungen, die Mercedes-Niederlassung in Bielefeld (im viel näheren Bad Pyrmont winkte man dankend ab) zu überreden, mir diese Pumpe einzubauen und den Motor zum Laufen zu bringen.

Die Flosse dort überhaupt erstmal hinzubringen war schon das nächste, unvermutete Hindernis. Mein Bruder hatte einen Kumpel mit Autowerkstatt, deren Abschleppwagen wir uns ausleihen konnten. Jedoch war dessen Rampe so dermaßen hoch und steil, dass die Flosse entweder vorne, hinten oder in der Mitte aufsetzte. Also musste er unverrichteter Dinge wieder abfahren, und ich mir doch einen Bulli vom befreundeten Bauunternehmer, sowie einen kippbaren PKW-Transportanhänger an der Tankstelle im Nachbarort ausleihen.

Ein stahlgefederter W110 oder W111 hätte all das nicht erfordert, aber ...nun ja.

Die Bielefelder Mercedes-Mannen waren vom Anblick des Wagens dann doch etwas schockiert. Ich konnte kaum widersprechen und machte mich schnell wieder davon, bevor sie es sich anders überlegten.

Nach 2 Tagen riefen sie mich an, dass die Pumpe nicht o.k. sei, sondern schwergängig. Sie würden sie erstmal zu einem örtlichen Boschdienst bringen wollen, damit der knifflige Einbau überhaupt Sinn macht. Auhauerha...

Was sollte ich machen? Kommando zurück? Neeee. Das war die erste größere Augenzuunddurch-Kröte, die es zu schlucken galt. Zwei Wochen später dann die Nachricht: Motor läuft, Wagen lässt sich bewegen! Zu weiteren Aussagen wollte man sich jedoch nicht  hinreißen lassen. 

Ach, doch: bitte ausreichend Geld mitbringen!

Und nach dem Hinblättern von gut 1.900 Mark (aua, aua!) durfte ich mich hinters weiße Volant schwingen und die ersten Meter mit der Flosse fahren!  Tatsächlich, der 300er fuhr! MEIN 300er fuhr! Ich habe im Kreis gegrinst! Zunächst ging es zur nächsten Tankstelle, für 50 Mark Super fassen. Und dann über Landstraßen die gut 50 Kilometer zurück ins heimatliche Barntrup. Die Bremsen verzögerten leidlich, und die Automatic tat, was sie üblicherwise tut, nämlich ohne manuelles Zutun die Gänge zu wechseln. Allerdings tat sie das ohne erkennbaren Grund oder sonstige Notwendigkeit, speziell beim Anfahren. Da wurde dann gern mal im Dritten angefahren, um dann unvermittelt in den Ersten zurückzuschalten. Das wirkte auf Passanten natürlich nicht unbedingt souverän, aber der Wagen strahlte eh nichts aus, was diesbezüglich hohe Erwartungen hätte auslösen können. Ich hatte trotzdem meinen Spaß. Wenn irgendwann doch mal der Vierte drin war gings eigentlich!

Optimistischerweise hatte ich das rote Kennzeichen für 5 Tage Gültigkeit ausstellen lassen, und so verbrachte ich die folgende Woche mit möglichst viel Cruisen, Kleinwagen-auf-Schnellstraßen-Überholen und derlei Unfug - es war herrlich! Erst viel später, beim Zerlegen der Achsen & Bremsen wurde mir bewusst, wie lebensmüde es war, dieses Wrack ohne jeden Check mit teils 140 Sachen über die Umgebungsstraßen zu jagen...

 Als die 5 Tage um waren, stellte ich den Benz in die zwischenzeitlich im nahen Reiterhof gefundene Abstellmöglichkeit, also in einer superstaubigen Scheune ab.

Und das war´s dann vorerst mal.

Jetzt hieß es, sich für die anstehende Wiederauferstehung dieses Prachtwracks zu rüsten. Mit Wissen, mit Erspartem und mit Ersatzteilen. Mit vielen, vielen Ersatzteilen. Also eigentlich mit allen, die man bekommen konnte. Auf Oldtimer-Teilemärkten, über Zeitungsinserate, über den Heckflossen-Club, dem ich ein paar Wochen später beitrat. Ebay & Co. gab es ja alles noch nicht.